Montag, 29. Dezember 2014

Was bisher geschah

Oh Mann, es ist viel passiert und die Berichtsheftnummer funktioniert nicht. 😄 😚🎶

Ich kann ja mal versuchen etwas zusammen zu fassen...
Wir haben Stefan in einem Nationalpark getroffen, haben zwei Safaris gemacht und dabei leider keine Tiger gesehen. Wer seinen Tiger zu Hause zurück lässt, kriegt keine neuen zu sehen - hmpf! 😩😄
Und meine Enfield hat mittlerweile ein neues Ritzel, der Vergaser musste zweimal gereinigt werden und ein Komplettservice war auch nötig, weil sie immer wieder das Gas nicht annahm und nur noch 65 km/h fuhr. Und inzwischen haben mir auch genügend Mechaniker gesagt, dass es eine echte Scheißidee ist bei einer 500er den Einspritzer durch einen Vergaser von einer 350er zu ersetzen! Aber gut - so ist es jetzt! Solange sie weiterhin ihre 80-90 km/h fährt ist ja alles ok!

Also alles parat und es geht weiter. Aufgrund der schon erwähnten riesigen Distanzen, ist es Zeit wieder Zug zu fahren!
Wir kennen die Prozendur ja schon und es geht dadurch kein bisschen schneller! Nur dass wir wissen was zu tun ist, schneller geht es deswegen nicht. Die Mopeds sind verpackt und die Formulare ausgefüllt und schon 3 Stunden später sitzen wir auf der Dachterasse unserer Pension und lassen es uns gut gehen bis wir abends in den Zug können.

Was uns bis dahin nicht klar war, war dass man zwar am selben Tag der Abreise ein Zugticket bekommt kann, aber keinen festen Liegeplatz hat und auf eine Nachrückerliste gesetzt wird. Um 20 Uhr steht dann ausgeschrieben, welche Plätze man bekommen hat. Oder eben NICHT! 😳 😄
Hm... 15 Stunden auf den Taschen an der offenen Zugtür sitzen ist jetzt nicht verlockend!
Sebastian war für eine halbe Stunde lang dem Herzklappenabriss nah, beruhigte sich aber irgendwann wieder und wir ließen alles auf uns zukommen. Im Zug stellte sich natürlich raus, dass alle Betten belegt waren und wir nu irgendwie etwas blöd mit all unserem Geraffel genau da standen. 
Das ist dann in der Regel mein Part, den Jungs zu sagen, dass sie sich jetzt mal hier hinsetzen sollen und ich mich drum kümmere! 😎 Haha! Es gibt immer eine Lösung! 😄
Eine halben Stunde im Zug auf und ab laufen und einige flüchte Bekanntschaften später hatte ich dann den richtigen Mann vor mir stehen, der standardmäßig erstmal skeptisch mit dem Kopf wackelte, um mir dann zu sagen, dass er 1500 Rupien von mir bekommt und wir dafür 3 Betten. Wusste ich es doch! 😁

Nochn büschn quatschen, Kippen auf dem Klo rauchen und ab in die Horizontale.
Ich mag die Indischen Züge! Man schläft großartig und der Entertainmentfaktor ist auch nicht ohne - super! 👌





Sebastian fühlt sich irgendwie besser, wenn "Aufträge" geplant sind - also hatte er mit Stefan schon ein Hotel in Mumbai klar gemacht, so dass wir direkt mit dem Taxi hinfahren und Einchecken konnten. Anschließend holen wir dann OHNE GEPÄCK unsere Böcke ab und lassen uns schöööön vom hiesigen Straßenfeiseur rasieren! Mega gut. Nur, dass der Bängel so schnell war, dass mein Bart um die Hälfte gekürzt war, bevor ich reagieren konnte! 😣😄😄😄



Mittlerweile ist es schon Abend und die Jungs wollen verständlicher Weise einen Bombai-Gin trinken. Wenn man schon mal da ist! 😄

Gut, wir sind in der Bahnhofsgegend, aber es muss ja irgendwo eine Bar geben, wo man entspannt einen Gin-Tonic bekommen kann! Neeeein! 😄 Es gibt Läden, Restaurants, Chai-Läden und Bars mit Schwarzer Tür und freundlichen Türstehern. Hm, ok, denke ich mir - es ist wahrscheinlich eher ein Club oder sowas... 
Als sich die zweite Tür öffnet, hab ich das Gefühl, dass mir das Trommelfell raus ploppt - und dabei höre ich schon schlecht! 😳 Die vollkommen übersteuerte Musikanlage beschallt einen großen Raum mit einer kleinen Bühne in der Mitte, auf der ein paar "Musiker" playback spielen und eine Frau unsynchron die Lippen bewegt. 
"Ok, das ist schon mal nicht der Grund, warum die Menschen hier sind!" 
Dann fällt uns auf, dass a) nur Männer an den kleinen Tischen sitzen, die rings um die Bühne aufgestellt sind und b) Frauen in ganz normalen Saris mit auf der Bühne stehen und Geldbündel in den Händen halten!?!?
Im ersten Moment kann man sich schon vorstellen, was das hier ist, aber es zieht sich weder jemand aus, noch passiert irgendwas anderes. 
Gin Tonic gab es auch dort keinen, also bleiben wir nur auf ein Bierchen und einer Cola bis wir zumindest das Konzept durchblickt haben.
Es handelt sich wohl um eine Kontaktbörse/Puff-Irgendwas. Die Männer geben den Mädels so lange Geld, bis sie meint ihre Mindestsumme erreicht zu haben, schmeißt das Geld dann in die Luft und entscheidet dann, wem sie ihre Kontaktnummer gibt. Was dann passiert wissen wir nicht. Das Geld wird auf jeden Fall von den Kellnern vom Boden aufgesammelt und es geht wieder von vorne los... 

Wir trinken relativ schnell aus und gehen bevor unsere Ohren anfangen zu bluten...
Also zurück zu unserem Schuhkarton - Mumbai ist extrem teuer und das günstigste was wir bekommen haben war ein 3 x 2 Meter Zimmer, in dem 3 betten standen - für das dreifache der eher edleren Hotels. 

Am nächsten morgen geht's früh los Richtung Aurangabad. Einer Stadt, die für ihre Caves bekannt ist. Das sind mehr als 34 hinduistische, budistische und chinesische Tempel und Grabstätten, die aus dem Felsen gehauen sind. Ich musste mir immer wieder sagen, dass es ECHT ist, was ich da sehe. Ich kannte sowas nur aus Indiana Jones Filmen und Freizeitparks. Echt beeindruckend! 😳





Ich poste mehr Bilder, wenn ich wieder zu Hause bin und einen richtigen Rechner vor mir hab. 
Schönen Gruß an die Blog-App-Programmierer - das Einfügen von Bildern ist mal echte Scheiße! 😄

Von Aurangabad aus ging es weiter nach Badami, wo wir Ulf und Berna treffen wollten - Stefan kennt sie noch aus Pakistan und sie sind mit einem 10 Tonner 4x4 Lkw unterwegs, wo im Prinzip ein Haus drauf steht. 😄
Es erwartete uns ein 2 1/4 Tagesritt durch kleine Dörfchen, die seit Jahren keine Fremden gesehen haben und wir bei jedem Stop 50 interessierten Indern Rede und Antwort stehen müssen... 😄

"Werr yu from? Watts yor neem? Yu like India? Werr yu go? Hau long India?"

Stefan und ich sind irgendwann dazu über gegangen alle Antworten auf einmal zu geben! 😄

Also wenn die Frage kam "Werr yu from?" War die Antwort "Germany, Behrang, yes, very nice, south, two months, one month left" 😄

Sie haben meistens gelacht, haben mit dem Kopf gewackelt und hatten alle Infos auf einmal... 😂😂😂

Samstag, 20. Dezember 2014

Arrivé á la maison

Die Fahrt nach Pushkar war ein Genuß - wenn man von den ersten 2 Stunden absieht! Es ist halt Winter. Auch in Nordindien. 






Pannenfrei kommen wir in Pushkar, bei der Empfehlung von Doron an Hotel an. Clemon, ein Hippieesker Raeggie-Franzose mit Vollbart strahlt uns schon an und fragt ob wir die Jungs aus Delhi wären und ob wir eine Panne hätten. 
Doron hatte offensichtlich seinem Finnischen Freund Thomas Bescheid gegeben, dass wir auf dem Weg sind und das hatte sich rum gesprochen. 
Das Hotel ist wunderschön, mit einfachen Zimmern und einem riesigen Garten direkt am heiligen See, kann man es sich gut gehen lassen. Eine unglaublich familiäre Stimmung schlägt uns entgegen und ich hab das zweite Mal auf der Reise das Gefühl auf "unserem" Hof angekommen zu sein.









Schnell Freunden wir uns mit Clemon, seinen Mitarbeitern Pushkar und Aschisch (ja, die Jungs heißen wirklich so), Thomas und zwei weiteren Französinnen, die auf der Durchreise waren angefreundet und verbringen zwei schöne, sehr entspannte Tage zusammen. 
Pushkar (also das Dörfchen) ist verträumt und überschaubar klein mit einem See in der Mitte, einem kleinen Markt und einigen Tempeln. Die Ruhe die hier herrscht gibt einem - nach Delhi und Varanasi - das Gefühl, als hätte man einen Hörsturz. 😄 Kein Verkehr, kein gehupe - saubere Luft! ☺️ 

Tagsüber in der Sonne aufm Hof abhängen und interessante Gespräche führen, mal eben zum Markt, aufm Weg einen Tempel mitnehmen, zurück was essen und dann gemeinsam zu einem Baba für einige Stunden - das war unser Programm der zwei Tage. 










Die Babas sind hinduistische Mönche, die zurück gezogen am Dorfrand in den Bergen in Tempeln leben. Ich könnte es nicht, aber es ist sehr interessant. 
Der Besuch beim ersten Baba sollte viel geiler werden, als wir dachten. Es gäbe dort Affen hieß es und wir sollten auf dem Weg ein paar Kekse besorgen. Ok, dachte ich mir. Ich hab zwar schon einige Affen gefüttert in den letzten Tagen, aber begeistert, wie ich von denen bin - sehr gerne! ☺️

Schah sagt immer ich hätte einen Affen im Kopf - dann bekommt der eben nochmal etwas Gesellschaft! 😄😄😄

Nach kurzem Rufen des Baba in den Wald kamen sie auch schon - alter Schwede, sie kamen zu 30st oder mehr - inklusive dem "Boss" höchst persönlich, der mir bis zum Bauch ging. "Give the Boss first a lot before you give other"! Der Kollege kriegt ALLE meine Kekse, wenn er drauf besteht!! 😳😄 
Wir sollten die Kekspackung in der Tasche lassen und die Kekse einzeln raus holen. Leichter gesagt als getan - ich musste meine Tasche schon fest halten. Haha!







... und Abends schön unser neues Würfelspiel spielen und dabei durch den Tisch treten - heeeerlich! ☺️



Doron meinte noch "In Pushkar, you can come down easyly..." 
WORD! 


Früh starten und dafür mehr Chai aufm Weg nach Jaipur

Sebastian und Doron haben mich überzeug, um sechs Uhr auf zu stehen, damit wir um sieben auf den Böcken sitzen. Da ich den Verkehr in Delhi und Umgebung kenne, willige ich ein. 

Nachdem ich am nächsten Morgen ein Kind gekriegt hab, und die erste halbe Stunde muffig meine Sachen gepackt hab, klopfte es an der Tür und Doron stand vor der Tür. Aus meiner subjektiven Sicht vollkommen beeindruckt, steigt meine Laune und wir kommen um viertel nach sieben los.

MANN ist das kalt. Kurz anhalten und die Daunenjacke unter die Lederjacke ziehen. Aaahhhhhh! 

Mit Chai alle Stunde, guten Straßen und angenehmem Verkehr Rollen wir Richtung Jaipur, unserem Zwischenziel auf dem Weg nach Pushkar - einer Pilgerstätte der Hindus und dem Tip von Doron. Er hatte uns sogar eine Pension empfohlen, wo wir gut runter kommen können. 

Nach einer sehr lustigen Affenbegegnung und zwei Panchar - diesmal nicht bei mir - erreichen wir Jaipur um vier/halb fünf. Wir sprechen zwar nur von 230 Kilometer, aber Indian Speed ist nun mal Indian Speed! 😄

Das Navi führt uns ohne zu mukken zum angepeilten Hotel und nach kurzem Schauen und Preise vergleichen nehmen wir das Hotel gegenüber. Die Hotels sind zwar etwas nobler als es eigentlich unser Style ist, aber man will sich bei nem 5er die Nacht jetzt auch nicht beschweren! 😄

Die TukTuk-Fahrer vor der Tür meinten schon, dass unser Hotel bekannt für sein RoofTop wäre und dass sogar Touristen extra zum Essen her kommen. Naja gut - wir bleiben gespannt und gehen nach dem Ankommen und der warmen Dusche hoch aufn Chai! 😳 
Das Rooftop ist schön gemacht - keine Frage, aber das hat mit Indien NICHTS zu tun! 😶

An jedem Tisch sitzen deutsche und amerikanische Touristen, die offensichtlich alles von ihrer Heimat aus gebucht haben und sich in einer westlichen Glocke bewegen. Es gibt Nudeln und Pizza und wir fragen uns was wir hier eigentlich machen. "Is the food here spicy?" frage ich den Kellner. "Yes a little", sagt er und wir bestellen was zu essen. Ich bestelle etwas indisches, in der Hoffnung das Land nicht ganz zu verlassen. Laaaaangweilig! Ich hatte schon Butterkekse, die schärfer waren. Ich will wieder zurück auf die Straße! 😩😄

Am nächsten morgen machen wir dann unsere erste Sightseeing-Tour. Ausgestattet mit Kamera und Händedesinfektionsgel (braucht übrigens kein Mensch! Haha. Von den unglaublichen 8 Fläschchen, die ich mitgenommen hatte, hab ich gestern 5 verschenkt. Ich bin mir sogar sicher, dass ich die restlichen 3 auch nicht aufgebraucht kriege!) geht's los. 

Im Elefanten-resort angekommen, hab ich leider so viel Schaum vorm Mund, dass ich den Preis nicht anständig verhandelt bekomme. Sebastian übernimmt und macht seinen Job gar nicht so schlecht. ☺️




Anschließend geht's weiter zu einem Affentempel und in die Stadt. Durch die schmalen Gassen, mit freundlichen Menschen, die eher interessiert, als Verkaufsorientiert sind, mit interessanten Smalltalks und Chai genießen wir den Tag.

Dieses Land begeistert mich immer mehr! 😊