Dienstag, 9. Dezember 2014

Tag 7: Sick on the Bike

Die Nacht stellte sich für Sebastian trotz Reis mit Jogurt alles andere, als erholsam dar. Eigentlich hilft es bei solchen Sachen ganz gut, aber er verbrachte die Nacht mit Schüttelfrost und lief im Dreistundentakt... 

Dem entsprechend sah er auch morgens aus, dehydriert und völlig am Ende war er verständlicher Weise keine Frohnatur. Bei mir hielt sich alles im Rahmen, aber ich hatte mit einer ziemlichen Übelkeit zu kämpfen, die über den Tag dezent zulegen sollte. 

Es war klar - wir müssen mal einen Gang zurück schalten und uns irgendwo erholen. Nur mit Sicherheit nicht in dem Hotel, in dem wir waren. Die durchverglasten nicht aufmachbaren Scheiben und die rumkrakelenden Whisky saufenden Inder vor unserer Tür von letzter Nacht machten den Ort eher weniger geeignet dafür. 

(Ich hab leider nicht dran gedacht Bilder zu machen.)

Ok, also Zähne zusammen beißen, aus der Stadt raus und zurück auf den Smoghighway - zumindest bis zu unserem angepeilten Ziel von gestern - Kanpur.  Ist ja nicht so weit und meist geht es einem beim Fahren besser.

Der Weg nach Kanpur ging zügiger als gedacht und wir beschlossen weiter zu fahren.
Hin und her gerissen zwischen "das Halstuch muss über der Nase bleiben, damit die Staub-Smog-Lunge nicht noch weiter aufgefüllt wird" und "wenn ich aber gleich vom Moped kotzen muss, macht es Sinn, wenn das Tuch unten ist", dachte ich nur an jeden Kilometer, den ich lieber JETZT mache und am nächsten nicht mehr auf der Uhr hab. 
Wie es Sebastian ging will ich mir gar nicht ausmalen.


Die "Raststätte", die wir 30 Kilometer und ca. eine Stunde später anfahren ist eine verlassen wirkende 200 qm Halle mit offener Küche. Schnell wird für uns ein Plastiktisch und zwei Plastikstühle hingestellt und wir weden gefragt, ob wir was essen wollen? HUMP! 
Der blasse Sebastian lehnt dankend ab. Ich Versuchs mal - nützt ja nix. Wenn ich den ganzen Tag nichts esse wirds auch nicht besser mit der Übelkeit. Aber was kann ich denn überhaupt essen? Bestimmt kein scharfes indisches Essen. 
Die Inder sehen es einem sofort an, wenn man Magenprobleme hat und reagieren sofort. Den Reis mit Jogurt hab auch ich abgelehnt! 😄 Nicht bei der Küche, die ich sehen konnte. Frenchfries? Ok, die sind zumindest frittiert und Kartoffeln sollten gehen. Aber mein Körper sagt nein! 
Nach 5 labbrigen Fritten und dem Tip des Kellners doch noch weitere 180 km nach Allahabad zu fahren - dort gäbe es gute saubere Hotels, wo wir uns erholen könnten, schwingen wir uns wieder auf die Enfields. Gut - dann weitere 4 Stunden Fahrt. 
180 Kilometer ist normalerweise keine große Strecke - but India say you slow down! 😉

Als wir in Allahabad ankommen, ist es schon dunkel. Die Stadt ist - oh Wunder - völlig überfüllt und die Massen schieben sich hupend in halber Schrittgeschwindigkeit durch die Straßen. Gut dass wir schon wissen wo wir schlafen! N I C H T! Dafür hat sich wenigestens die Übelkeit verdoppelt und der Bauch grummelt auch schon fröhlich vor sich hin! 😣

Der Kellner hatte nicht gelogen, auf der Hauptmeile finden wir ein paar Hotels, die in der Kategorie 3000 Rupien pro Nacht/Doppelzimmer (ca. 35 €), also mit Handtüchern, heißer Dusche und sogar Roomservice für unsere Zwecke geeignet waren.
Wäre da nicht das Problem, dass gerade Weddingseason ist und alle Hotels restlos ausgebucht sind! Acht Hotels und gefühlte drei Stunden später, Hupgeschupse auf den Straßen inklusive, war es dann soweit. Der Moment, den es bei jeder größeren Reise gibt: "Welcher Vollidiot kam eigentlich auf die Idee in dieses Land zu fahren?!? Ich hab ein zu Hause und ein Sofa, also was mache ich hier???" 😄 Interessanter Weise ist es in der Sekunde auch völlig egal, wie gut es vielleicht bis vor 24 Stunden war! Wenn Sie dir ne harte Linke Hacke gibt, kann es passieren, dass Du mal kurz aus dem Gleichgewicht kommst! 😳😄

Das "Royal-Hotel" hinterm Bahnhof wollten WIR NICHT - da haben uns die Krankheiten schon bei der Besichtigung des Zimmers zugewunkten! 😣 

Jetzt waren wir einmal rum und es hatte sich nichts geändert - wir saßen immernoch auf unseren Böcken und wussten nicht wohin. Jetzt hilft nur noch Hartnäckigkeit. Zurück zu einem der bereits besuchten Hotels der eher mittleren bis unteren Klasse - in der Zwischenzeit war uns klar geworden, dass wir - dreckig und schwarz im Gesicht, wie wir waren nicht mal in die Nobelhotels rein kämen, wenn sie keinen einzigen Gast hätten! Inder achten extrem auf ihr Äußeres und man findet sie sogut wie nie in dreckigen Klamotten - die untersten Kasten ausgenommen, aber die kommen ja auch nicht rein! 😉
Auf unsere Frage, ob sie nicht IRGENDWAS hätten, weil wir alles durch hätten und vor einem BIG PROBLEM stünden, sind doch zwei Einzelzimmer frei! Yuhu!
Kleine, saubere, aber stark renovierbedürftige Zimmer, Naßzellen mit Plumpsklo und heißem Wasser auf Wunsch im Eimer. Quasi Standard- damit kann man ja auch umgehen. 😊 Nach der heißen Indienstyledusche, Details, die ich erspare, einigen Bananen, Kohletabletten und einer Cola sieht alles schon gar nicht mehr so schwarz aus. 😊


Uns geht es schon deutlich besser und nach einem kurzen Schnack verabschieden wir uns in unsere Zimmer und fallen nur noch ins Bett.

So ist halt Achterbahn fahren - steil rauf - steil runter! 😉😄

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